Presse über uns

Info: Sabine Burkhardt (vormals Bartl)

 

Nürtinger Zeitung 14.7.23


Reichenbacher anzeiger 2.12.22 Seite 1
Reichenbacher anzeiger 2.12.22 Seite 2


Teckbote Juni 22




Teckbbote 16.8.21

 

„Humor verhindert, dass uns der Kragen platzt“

Teckbote 18.08.2020   Kulturprogramm
Das Ensemble Divertimento begeistert die Zuhörer in der Weilheimer Schlossscheuer.

Weilheim.
Das Ensemble Divertimento hat im Rahmen des „Sommerlichen Kulturprogramms in der Schlossscheuer Weilheim“ einen literarisch-musikalischen Abend gestaltet. „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“ Diesen Satz von Joachim Ringelnatz wählte Waltraud Falardeau als Leitmotiv. Die von ihr vorgetragenen Texte von Hermann Hesse, Wilhelm Busch, Erich Kästner und Heinz Erhardt bezeichnete sie in puncto Humor als „Lebenshilfe in schwierigen Zeiten“. Teils humorvoll-besinnliche, aber auch recht freche Gedichte und Geschichten wurden durch amüsante Informationen über die Verfasser ergänzt und mit stimmungsvoller Musik auf Flöte und Klavier bereichert.

Den Auftakt bildet die Sonate C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart im heiter-luftigen Duktus einer Serenade. Sie hätte gut zu einer Aufführung im Freien gepasst, was ursprünglich geplant war. Die Flötistin Sabine Burkhardt und der Pianist Andreas Baumann brillieren im Zusammenspiel mit schön gestalteten Übergängen. In „Chanson de Matin“ des Spätromantikers Edward Elgar beeindruckt das Duo mit fein abgestimmter Dynamik und Ausdruck.

Die aus dem Ruhrgebiet stammende, heute in Nürtingen lebende Sprachtherapeutin und promovierte Erziehungswissenschaftlerin Waltraud Falardeau rezitiert die ausgewählten Texte mit ihrer Stimme feinsinnig und mit bestechender Artikulation. Es ist eine Freude zuzuhören, und die humorgespickten Texte lösen bei den Zuhörern herzhaftes Lachen aus.

Köstlich ist der Vortrag von Lessings „Eheliche Liebe“, wo der Gatte Clorindes vorzieht, nach seinem Tod einen anderen Ort zu finden als jenen, der seiner sechs Wochen zuvor verstorbenen Ehefrau zuteil geworden ist. Beim Wechsel der Personen in der wörtlichen Rede zeigt Waltraud Falardeau durch Kontraste im Timbre die hohe Schule der Sprechkunst.

Ihr Faible für raffiniert Heiteres lässt die Künstlerin deutlich werden, als sie Rose Ausländers Dichtung Eva rezitiert, in der sie die Schöpfungsgeschichte sehr erfrischend umgedichtet hat.

Klassiker bis zum Schluss

Falardeau berichtet auch von der tragischen Liebe eines Herings zu einer Auster, wie sie in einem volkstümlichen Lied aus dem 19. Jahrhundert besungen wird. Die scharfen Schalen der Auster werden für den Hering zur Guillotine. In einem weiteren Liebesgedicht wird Wilhelm Busch zitiert, der von einer ebenso unglücklichen Liebe eines Schmetterlings zu einer Blume berichtet, die am Ende zu allem Überfluss auch noch von einem Esel verspeist wird. Das Thema „Liebe“ wird von den Instrumentalisten aufgegriffen in Edward Elgars „Salut d’amour“. Im Wechsel mit gefühlvoll gestalteten Passagen lassen die Spannungsbögen das Auf- und Abebben der Leidenschaft erkennen.

Nach der Liebe haben auch die kulinarischen Genüsse ihren Platz im Programm: Da wird Wilhelm Buschs Erkenntnis offenbar, dass wer einen guten Braten machen kann, auch ein gutes Herz haben muss. Und mit Eugen Roths Text „Der starke Kaffee“ wird die lyrische Schlemmerei beendet.

Die beiden Musiker spielen sich im zweiten Teil des Programms mit folkloristischer Musik und anspruchsvollen Tango-Arrangements vollends in die Herzen des Publikums. Die Flötistin Sabine Burkhardt lässt bei einem israelischen Tanzlied ihre Virtuosität aufblitzen, und Andreas Baumann unterstreicht im Prélude für Piano von George Gershwin mit sensiblem Anschlag den lyrischen Charakter dieser stark vom Jazz beeinflussten Komposition.

Zwei bekannte Gedichte von Heinz Ehrhardt - „Die Made“ und „Der Taucher“, frei nach Friedrich Schiller - treffen besonders den Geschmack des Publikums, und Erich Kästners „Einst haben die Kerle auf den Bäumen gehockt“ darf nicht fehlen.

Hermann Hesses berühmtes Gedicht „Stufen“, die irischen Segenswünsche Falardeaus und eine Zugabe des Instrumental-Duos runden den heiteren musikalisch-literarischen Abend ab. Veranstaltet wurde der Abend von der Stadtverwaltung Weilheim und dem Verein für Kino Kunst Kultur.

Hans-Günther Driess

 

Eßlinger Zeitung vom 9. März 2020

Hölderlin - Die Sehnsucht nach dem Ganzen
Neuhausen: Hölderlin-Abend mit dem Ensemble Divertimento in der Bücherei
Hommage zum 250. Geburtstag
Von Elisabeth Maier

Die Zerrissenheit des Dichters Friedrich Hölderlin ist in seinen Gedichten abzulesen. Dazu gehört „Hälfte des Lebens“, das der 1770 geborene Dichter 1804 schrieb: „Weh mir, wo nehm‘ ich, wenn/Es Winter ist, die Blumen, und wo/Den Sonnenschein,/Und Schatten der Erde?“
Mit bemerkenswertem Gespür für den Rhythmus von Hölderlins Sprache rezitierte Waltraud Falardeau das wohl bekannteste Werk des Poeten, der an seiner psychischen Krankheit zerbrach. Im Bildungszentrum Oberes Schloss in Neuhausen erlebten zahlreiche Zuhörer eine tiefgründige Hommage an den in Lauffen am Neckar geborenen Dichter, der jahrelang in Nürtingen, Tübingen und Denkendorf lebte. „Eines zu sein mit allem, was lebt“ heißt das Programm des Ensemble Divertimento. Der Satz ist aus Hölderlins lyrischem Briefroman „Hyperion“. Zum 250. Geburtstag des Dichters wollte Ruckdeschel das komplexe Werk des Dichters lebendig und verständlich vermitteln. Da erscheint ihr die Kombination von Poesie und Musik besonders reizvoll „Er ist hier wohl oft durch den Sauhag spazieren gegangen“, erinnerte Büchereileiterin an die Beziehungen des Dichters zur Region. Im Schulalltag des Denkendorfer Klosters habe er sich schwergetan, harte Jahre erlebt.
Dass die Bibliothekarin mit dem Hölderlin-Abend den Geschmack ihres Publikums getroffen hat, zeigte der rege Zuspruch. Bis auf den letzten Platz war der Saal im mehr als 500 Jahre alten, schön von der Gemeinde renovierten Oberen Schloss besetzt. Die promovierte Literaturexpertin Waltraud Falardeau machte dem Publikum Lust, sich mit der schwierigen Persönlichkeit des Literaten zu beschäftigen, der 1843 im Alter von 73 Jahren im so genannten Hölderlin-Turm am Tübinger Neckarufer starb. Aus der Autenrieth’schen Klinik war er 1807 als unheilbar krank entlassen worden. Da seine Familie in Nürtingen nach dem Tod der Mutter den Kontakt abgebrochen hatte, nahm ihn die Schreinersfamilie Zimmer in Pflege. Diese dunkle Seite in Hölderlins Biografie nahm Falardeau ebenso in den Blick wie die große literarische Qualität des Schwaben.

Pianist Andreas Baumann und die Flötistin Sabine Bartl hatten Musikstücke von Hölderlins Zeitgenossen wie Wolfgang Amadeus Mozart oder Franz Schubert ausgewählt. So bekam der Abend nicht nur Struktur. Sinnlich und schön vermittelte das Trio den Geist des Aufbruchs, der in den Jahrzehnten nach der Französischen Revolution Kunst und Kultur prägte. Besonders berührten Falardeau und Sabine Bartl das Publikum, als sie Poesie und die aufwühlenden Klänge der Querflöte verbanden. Von diesem großartigen literarisch-musikalischen Dialog hätten sich viele im Publikum noch mehr gewünscht.
Das Zerrbild vom wahnsinnigen Dichter, dem die Wirklichkeit zunehmend entgleitet, rückte die sensible Rezitatorin Falardeau nicht nur mit ihren lebendigen Vorträgen von Hölderlins wortgewaltiger Poesie zurecht. Zunächst habe sie sich mit dem schwäbischen Dichter auch schwergetan, bemerkte die Literaturkennerin am Rande. Inzwischen hat aber auch sie die
Faszination gepackt, „ein Buch mit seinen Gedichten liegt neben dem Bett.“ Wie intensiv sich Falardeau mit Hölderlins Werk beschäftigt hat, ließ die Sprachkünstlerin in ihrem anregenden Vortrag spüren. Dabei betrachtete sie nicht nur Friedrich Hölderlins schwere Jahre im Schwäbischen. In seiner Zeit an der Universität Tübingen, unter anderem als Stipendiat am Stift, schloss er mit den späteren Philosophen Hegel und Schelling Freundschaft.
Auch Hölderlins unglückliche Lieben zeichnete Waltraud Falardeau nach. Neben der Leidenschaft zu der Frau seines Arbeitgebers als Hofmeister, Susette Gontard, die er als „Diotima“ literarisch besang, zählte dazu auch der große Dichter Friedrich Schiller. Um die Anerkennung seines Gönners und Förderers kämpfte Hölderlin bisweilen fast verbissen. In der Gesellschaft der Weimarer Klassik Fuß zu fassen, fiel dem jungen Mann schwer. Augenzwinkernd streute Falardeau da eine Anekdote von einem Besuch in Schillers Wohnhaus ein. Den kleinen, dicklichen Mann habe Hölderlin nicht gleich als Johann Wolfgang von Goethe erkannt, was die Eitelkeit des Dichterfürsten erheblich ankratzte. Trotz seines später diagnostizierten Wahnsinns ist die literarische Größe von Hölderlin unbestritten. Die hohe Qualität seines Schaffens im Kontext seiner Epoche arbeitete das Ensemble Divertimento wunderschön heraus.
Zwischen Literaturgeschichte, Poesie und persönlichen Geschichten entführte Waltraud Falardeau das Publikum im Oberen Schloss auf eine faszinierende Reise.
Zur weiterführenden Lektüre empfahl sie den Besucherinnen und Besuchern nicht
nur Peter Härtlings „Hölderlin. Ein Roman“. Auch die zum 250. Geburtstag erschienene Biografie von Rüdiger Safranski, „Hölderlin. Komm! Ins Offene, Freund!“ legte sie dem Publikum ans Herz. Bei Gesprächen über Literatur und über den schwer ergründlichen Dichter, der zwischen Genie und Wahnsinn taumelte, klang der Abend aus.

 

Nürtinger Zeitung 21.02.2020    05.30

Den Dichter mit Musik und Lyrik gefeiert

Das Trio Divertimento näherte sich in der Sammlung Domnick Friedrich Hölderlin an

NT-OBERENSINGEN (rar). Mit einer literarisch-musikalischen Matinee des Trios Divertimento hat sich am Sonntag ein großes Publikum in der Sammlung Domnick dem Dichter und Philosophen Friedrich Hölderlin angenähert. Waltraud Falardeau erzählte anschaulich und spannend aus dessen Biografie und rezitierte eindrucksvolle Passagen aus dem „Hyperion“. Die Flötistin Sabine Bartl und der Pianist Andreas Baumann verliehen den Texten große emotionale Intensität. Im Vers „Eins sein mit allem, was lebt“ verdichtet sich das Schaffen und Denken Friedrich Hölderlins. Als Dichter sah er sich in der Rolle des Vermittlers zwischen den Menschen und dem Göttlichen.

Sinnlich und lyrisch der klangvolle Auftakt mit der Sonate C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Flötistin Sabine Bartl und der Pianist Andreas Baumann gestalteten das Stück strahlend hell und voller Wärme. Da erhob sich wundervoll und fest die Stimme von Waltraud Falardeau: „Weh mir, wo nehm’ ich, wenn es Winter ist, die Blumen, und wo den Sonnenschein. Und Schatten der Erde?“

Falardeau beschrieb die Lebensetappen des Dichters, und wie ein roter Faden durchzog die Musik das Leben Hölderlins. In jungen Jahren ist Hölderlin mit Friedrich Schelling in Nürtingen zur Schule gegangen. Hölderlin suchte das tiefe Naturerlebnis, diese intensive Verbundenheit mit der Kreatur und dem Göttlichen. Nürtingen war eine gute Zeit. Dennoch lehnte er die Aufforderung der Mutter, nach dem Studium nach Nürtingen zurückzukehren und eine Stelle als Pfarrer anzunehmen, ab. Für Hölderlin war klar geworden: Kunst und Beamtenstelle sind unvereinbar.

In Tübingen fand das Studenten-Trio Hölderlin, Schelling und Hegel zusammen. Sie sprachen über die politischen, philosophischen und literarischen Fragen. Ihr Ideal war Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Freiheit. Die Hoffnungen, die von der Französischen Revolution ausgingen, begeisterten ihn zunächst. Doch die Gräuel stießen ihn wieder ab. Der Mensch müsse sich durch eine innere Revolution ändern, um dem Göttlichen näher zu kommen. Schule und Erziehung entfernten den Menschen eher davon. Für Hölderlin hatte die Poesie den Vorrang, weil sie die Kluft zwischen Göttern und Menschen füllen könne. Da erklang der erste Satz einer Sonatine von Franz Schubert. Klavier und Flöte standen in heiterem bukolischen Dialog, klangen wie eine Spiegelung im Bach oder ein Echo im Wald.

Falardeau berichtete, wie Hölderlin sich den griechischen Dichtern und Philosophen zuwendet, sich nach dem klassischen Griechenland sehnt, ohne die starke Verbindung zur Heimat zu verlieren. Heimat war und blieb der Neckar. An manchen Stellen erklang die leise Flöte zusammen mit der Stimme von Waltraud Falardeau und vertiefte so das Gesprochene.

Hölderlins großes Vorbild war Schiller. Es kam zu einer Begegnung. Schiller vermittelte Hölderlin eine Stelle in Frankfurt bei der Bankierfamilie Gontard. Dass er dort zu den Bediensteten gezählt wurde, kränkte ihn sehr. Es entstand eine Liebesbeziehung zwischen der Hausherrin Susette Gontard und Hölderlin. Sie verkörperte für ihn das Ideal, Hölderlin nannte sie in seinen Briefen Diotima. Er schrieb zahlreiche Gedichte in dieser Zeit, hatte Halluzinationen, seine psychische Verfassung war gestört. Sensibel, klangreich und geheimnisvoll fühlten sich die Gedichte in Falardeaus Interpretation an. Sie gab den Versen straffe Konturen, erschloss sie mit großer Selbstverständlichkeit. Baumann spielte im Anschluss daran die schwermütige „Sonatine pour piano“ von Maurice Ravel.

Dann ging Hölderlin nach Bordeaux und kehrte zurück. Er war psychisch krank, dennoch schrieb er an manchen Tagen noch sehr reife Gedichte. Seine Krankheit bleibe ein Geheimnis, sagte Falardeau. Nachdenklich und fast entrückt endete die Rezitation mit den Klängen von „Didone Abbandonata“ in g-Moll von Giuseppe Tartini. Das Publikum zeigte sich betroffen und reagierte schließlich begeistert auf den neu gewonnenen Blick auf das Leben und Wesen Hölderlins.

Da die Veranstaltung schnell ausverkauft war, bietet die Sammlung Domnick am Sonntag, 5. April, um 11 Uhr dieselbe Matinee mit dem Trio Divertimento noch einmal an. Eine Anmeldung unter Telefon (0 70 22) 5 14 14 oder per E-Mail an stiftung@domnick.de ist notwendig.

 

Reichenbacher Zeitung  8. 11. 2019

Art Lichtenwald

Literatur und Musik - Ein Abend zu Theodor Fontane
in Lichtenwald

„Ja, warum eigentlich nicht auch in Lichtenwald?“, so resümierte Gerti Schloz bei der Begrüßung des zahlreich erschienenen Publikums. Natürlich wird Fontanes 200. Geburtstag in Brandenburg groß gefeiert, schließlich lebte er dort lange Zeit. Aber auch hier gibt es kaum jemanden, der nicht von Fontane, seinen berühmten Balladen und Frauenromanen gehört oder sie selbst gelesen hat.

Das „Trio Divertimento“, bestehend aus Sabine Bartl, Flöte; Andreas Baumann, Klavier und Dr. Waltraud Falardeau, Rezitation und Lesung, entführten die Zuhörer in die gesellschaftliche Welt des 19. Jahrhunderts.

Fontane war ein ungewöhnlicher Mensch. Waltraud Falardeau erzählte aus seinem bewegten Leben, in welchem sich schöpferische Phasen mit existenzsicherndem Arbeiten nicht nur abwechselten, sondern auch häufig überlappten.  Er wurde Apotheker. Schon während seiner Ausbildungszeit veröffentlichte er seine ersten Gedichte. Er schrieb Artikel für verschiedene Zeitschriften, die als „freisinnig“ galten, und gab erst im Jahr 1849 den Apothekerberuf auf, um als freier Schriftsteller zu leben.

Ein abenteuerliches Leben begann. Fontane war inzwischen verheiratet und lebte die meiste Zeit in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Verschiedene Anstellungen als Lektor wechselten sich ab mit Reisen, die ihn unter anderem nach England führten. Er schrieb Reiseliteratur, die gerne gelesen wurde, und auch mit Theaterkritiken, die mitunter sehr bissig waren, konnte er seinen Lebensunterhalt bestreiten. Schließlich erhielt er in London eine Stelle im Auftrag der preußischen Regierung „…zum positiven Eindruck der deutschen Außenpolitik.“ So konnte seine Frau mit den Kindern endlich nach London übersiedeln.

Zwei Jahre später kehrte Fontane auf den Kontinent zurück, bereiste Kriegsschauplätze und geriet in eine äußerst prekäre Situation, der er nur durch Intervention Bismarcks entkam.

1892 erkrankte Fontane an einer „Blutleere im Gehirn“, von der er sich nicht erholen konnte. Sein Hausarzt riet ihm zu einer ungewöhnlichen Therapie, nämlich seine Kindheitserinnerungen aufzuschreiben. So entstand der autobiographische Roman „Meine Kinderjahre“. Tatsächlich erholte sich Fontane weitgehend und beendete seinen erfolgreichen Roman „Effi Briest“, dem sich die Arbeit am „Stechlin“ anschloss. Diesen Roman beendete er im Jahr vor seinem Tod 1898.

Dr. Waltraud Falardeau besprach ausführlich die gesellschaftlichen Regeln, vor deren Hintergrund „Effi Briest“ zu verstehen ist. Sie verlas dazu einige Gesetzestexte, die eigentlich nur bezeugen, dass Frauen keinerlei Rechte hatten, nicht einmal, ob und wie lange sie ihr Kind stillen wollten. Fontane beobachtete und recherchierte ausführlich und erwarb sich auf diese Weise die Grundlagen für seine Werke. „Effi Briest“ beruht stofflich auf einer aufsehenerregenden Ehebruchaffäre, wobei der vermeintliche Liebhaber im Duell getötet wurde. Die treulose Gattin wurde vom Ehemann verstoßen, zu ihren Kindern hatte sie keinen Zugang mehr und es blieb ihr überlassen, wie und wovon sie leben konnte. Auch Effis Eltern erlaubten ihrer Tochter zunächst nicht, nach Hause zu kommen. Die gesellschaftlichen Regeln standen über der Elternliebe.

Auch die Ballade „Herr von Ribbeck“ hat einen realen Hintergrund: Der alte Ribbeck lebte wirklich um die Wende vom 17. ins 18.  Jahrhundert. Als Waltraud Falardau das Gedicht vom sterbenden Ribbeck und seiner List, die Dorfkinder weiterhin mit seinen Birnen zu beschenken, vortrug, hörten die Besucher fasziniert zu und klatschten begeistert Beifall. Eine weitere Ballade, die Waltraud Falardeau vorstellte, handelt vom Einsturz der Firth-of-Tay-Brücke in Schottland, wobei ein Zug in die Tiefe gerissen wurde und 75 Menschen den Tod fanden. Das Ereignis bestätigte Fontanes Vorbehalte gegen die moderne industrielle Entwicklung. Er lässt Hexen als Ausdruck der Natur oder einer anderen Macht die Brücke zerstören und macht seine Ballade so zur Mahnung vor ehrgeiziger Technikgläubigkeit.

Umrahmt und gegliedert wurde Falardeaus Vortrag mit Musik, wie sie nicht besser hätte ausgewählt sein können. Werke aus dem 19. Jahrhundert von Fauré, Elgar, Debussy, Granadas und Franz Xaver Mozart wurden von der Flötistin Sabine Bartl und Andreas Baumann am Flügel stimmungsvoll musiziert.

Andreas Baumann zeigte sich als aufmerksamer und zurückhaltender Begleiter, überließ der Flötistin die schwerelos daherkommenden Linien und virtuosen Läufe. Bei der Arabesque von Claude Debussy jedoch entwickelte er farbige Stimmungsbilder und die Andaluza von Granados spielte er mit anwachsender Emotion und andalusischer Lebensfreude. Spontaner Beifall kam auf, obgleich das Publikum anfangs gebeten wurde, erst in der Pause, bzw. am Schluss der Darbietung zu klatschen. Als Zugabe erklang der „Schwan“ aus dem Karneval der Tiere von Camille Saint-Saens, den Sabine Bartl fast melancholisch dahingleiten ließ. Wie immer hatten die Besucher anschließend die Gelegenheit, bei einem Glas Wein oder Sekt den Abend Revue passieren zu lassen, mit den Künstlern zu sprechen und die Bilder von Carmen Sylvia Pillwein anzuschauen, über deren Ausstellungseröffnung (geht bis 12.01.2020) bereits berichtet wurde.

Ein Kompliment an die Veranstalter Gerti Schloz und Walter Grupp, die mit ihrem Konzept offenbar richtig liegen. Die Anzahl der Besucher war höher als erwartet, viele junge Gesichter waren zu sehen, sogar die 10-jährige Delicia Hamade, die stolz berichtete, dass sie den „Herrn von Ribbeck“ auswendig kann. (W.L.)

 

Nürtinger Zeitung  23.10.2019

Ein Realist mit spätromantischen Anklängen    
 Von Thomas Oser

Waltraud Falardeau sprach im Nürtinger Theater im Schlosskeller zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane

NÜRTINGEN. „Es ist ein weites Feld“ – diesen Ausspruch aus Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ hört man noch ab und an. Ansonsten ist es in letzter Zeit eher ruhig um den preußischen Schriftsteller geworden – zum Glück kein Grund für die Literaturwissenschaftlerin Waltraud Falardeau und ihr Trio Divertimento, nicht in das Leben und Werk Fontanes einzutauchen.

Den 200. Geburtstag des Dichters in diesem Jahr nahm die Volkshochschule Nürtingen zum Anlass, Falardeau am vergangenen Samstag in das Nürtinger Theater im Schlosskeller einzuladen. Mit dabei waren Sabine Bartl (Flöte) und Heidrun Speck (Klavier), die den Vortrag mit Kompositionen von Fontane-Zeitgenossen wie Camille Saint-Saëns, Modest Mussorgski und Edward Elgar garnierten.

Falardeau stellte zunächst die wichtigsten Lebensstationen des Schriftstellers vor: Er, der Apothekersohn hugenottischer Abstammung, ergriff zunächst selbst die Profession des Vaters, um dann einen ersten Versuch als Schriftsteller zu wagen. In der Revolutionszeit von 1848 ging Fontane mit auf die Barrikaden und verfasste kritische Artikel.

Seine ersten Erfolge erzielte Fontane, der 1819 im brandenburgischen Neuruppin geboren wurde, als Reiseschriftsteller mit seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ aus dem Jahre 1861. Auch als Theaterkritiker verdiente er sein Geld. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 besuchte er die Schlachtfelder in Frankreich und wurde dort als preußischer Spion verhaftet. Einer Hinrichtung entging er nur, weil Bismarck der französischen Regierung mit Vergeltung drohte.

1892 erkrankte Fontane an einer schweren Gehirnischämie. Sein Arzt riet ihm, seine Kindheitserinnerungen niederzuschreiben, um sich von der Krankheit abzulenken. Er folgte dem Rat und erholte sich wieder so gut, dass er drei Romane, darunter „Effi Briest“ und „Der Stechlin“, sowie eine autobiografische Schrift vor seinem Tod im Jahr 1898 vollenden konnte.

Falardeau hob hervor, dass Fontane ein genauer Beobachter sozialer Verhältnisse gewesen sei, weshalb er auch gern immer noch von Historikern gelesen werde. Dabei habe er seine Sympathien nie versteckt: Dem Adel, dem Kolonialismus und Nationalismus habe er kritisch gegenübergestanden.

Demgegenüber habe er Sympathien für die Frauen gehegt, deren rechtliche Stellung in Preußen überaus prekär war. Falardeau zitierte eigens preußische Gesetzestexte, um die Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern eindrucksvoll vor Augen zu führen: Sogar die Frage, wie lange eine Mutter ihr Kind stillen muss, oblag damals den Männern.

Vor diesem Hintergrund war es kein Zufall, dass Fontanes Roman „Effi Briest“, der lange Zeit Deutsch-Abiturthema war, einen breiten Raum in dem Programm einnahm. In diesem geht es um eine junge Frau, die, weil sie sich von ihrem weit älteren Mann nicht richtig geliebt fühlt, sich auf ein Verhältnis mit einem Liebhaber einlässt. Es kommt zum Duell der beiden Männer und die Protagonistin kehrt zu ihren Eltern zurück, wo sie nach schwerer Krankheit stirbt. Auch in diesem Fall steht Fontane auf der Seite der Frau und opponiert gegen die familiären und sozialen Härten und Zwänge.

Fontanes spätromantische Verwurzlung zeigt sich nicht zuletzt in seinem Verhältnis zu Natur und moderner Technik. Letzterer steht er, so stellte Falardeau heraus, skeptisch, ja kritisch gegenüber und in ersterer sieht er gewaltige Mächte am Werk. Dies zeigt sich eindrücklich in der Ballade „Die Brück’ am Tay“, die die Referentin frei rezitierte: Ein Sturm, von Hexen entfacht, bringt eine Brücke zum Einsturz, wobei ein voll besetzter Zug in die Tiefe gerissen wird.

Frei rezitiert hat Falardeau gegen Ende natürlich auch Fontanes wohl berühmtestes Gedicht. Manch ältere Menschen wissen es auch heute noch frei aufzusagen: „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, / Ein Birnbaum in seinem Garten stand . . .“

 

Nürtinger Zeitung, 27.2.2019

NT-OBERENSINGEN (rar). Die ausverkaufte Matinee „Rilke in Frankreich“ ermöglichte den Besucherinnen und Besuchern der Sammlung Domnick am Sonntag einen dichten und gefühlvollen Einblick in das Werk und die Seele des Dichters Rainer Maria Rilke. Waltraud Falardeau berichtete aus Leben und Werk des Dichters, rezitierte wunderbare Gedichte, las aus Briefen. Sabine Bartl (Flöte) und Andreas Baumann (Klavier) erweiterten das Lyrische mit Musik aus Rilkes Zeit und gaben den Texten einen klanglichen Widerhall, der das Publikum in seinen Bann zog.

Auf dem Programm der Sammlung Domnick stehen in diesem Jahr mehrere Veranstaltungen, in denen es um Frankreich geht, kündigte Sammlungsleiterin Vera Romeu an. Die Staatlichen Schlösser und Gärten stellen nämlich landesweit unter dem Titel „Ziemlich gute Freunde“ die wechselvollen deutsch-französischen Beziehungen in den Mittelpunkt.

Die Sammlung Domnick birgt in sich eine sehr schöne Beziehung zu Frankreich: Greta und Ottomar Domnick gehören bundesweit zu den allerersten, die sich schon 1948 in privater Initiative für den Kulturaustausch zwischen beiden Ländern engagierten. Sie brachten 1948/49 Bilder von französischen abstrakten Malern als Wanderausstellung nach Deutschland und zeigten sie in den großen Städten. Domnick hielt seinerzeit selbst die Laudatio. Das war sehr mutig, weil das Publikum und die Medien noch sehr von der jahrelangen Diffamierung der Nationalsozialisten geprägt waren und die Abstraktion als „entartete“ Kunst ablehnten. Domnick ging es um den Frieden und eine neue Verständigung mit dem Nachbarland, erklärte Romeu. Ein bisschen Frankreich war zu dieser ersten Matinee gekommen: Sehr herzlich wurde Dominique Benkelmann, Assistentin der Stuttgarter Generalkonsulin, begrüßt.

Waltraud Falardeau beeindruckte mit ihrer Auswahl an Gedichten und die Darstellung des Kontextes, in denen sie entstanden waren. Rilke war nach Paris gereist, weil er den Auftrag hatte, über den Bildhauer Auguste Rodin zu schreiben. Dieser wurde für ihn eine Art Mentor. Er lehrte ihn, neu zu sehen.

Rilke war viel zu Fuß in Paris unterwegs, hat alle Gefühle von Glück, Unglück und Einsamkeit in den Gesichtern gelesen. Begegnungen mit Künstlern verwandelten ihn innerlich. So entstanden Gedichte von großer Tiefe, Bildkraft und Musikalität. Falardeaus Rezitation gab ihnen schöne Konturen und raffinierte Ausdruckskraft. Ihre Stimme war so souverän und transparent, das Publikum hörte gebannt zu. Die raffinierten Klangfarben Rilkes entfalteten ihre große Schönheit. Rilke hat auch französische Gedichte geschrieben. Falardeau trug das eine oder andere vor und man spürte die so besondere Musikalität der französischen Sprache.

In den ausgewählten Musikstücken schienen sich die Verse zu spiegeln

Nach jedem Gedicht gab es Musik. Es war wie ein Zauber. Sabine Bartl und Andreas Baumann hatten Stücke von Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëens, Claude Debussy, Franz Xaver Mozart, Edvard Elgar, Frédéric Chopin, Eugène Bozza und Antonio Vivaldi ausgewählt, in denen sich die Verse zu spiegeln schienen. Musik erweiterte die Lyrik, ließ sie glitzern, flimmern und schimmern. Gedichte und Musikstücke korrespondierten auf diese Weise subtil. Es war vollendet schön.

Der Spannungsbogen war elegant gestaltet. Im Raum entwickelte sich eine Intensität, die jeden ergriff. Man hing an jedem Wort, an jedem Klang. Die Verse und die Musik berührten auf eine Weise, dass die Zeit still zu stehen schien. Man hielt fast den Atem an, um jede Nuance, jedes Funkeln zu erleben. Erst ganz am Ende des Programms entlud sich ein tosender Applaus, der nicht mehr aufhören wollte. Danach wurden viele Gespräche geführt, die Stimmung in der Villa Domnick war zum Verweilen schön.

 

Rezension Ensemble Divertimento
Mike Schattschneider  kultur@mail.lichtenwald.de am 06.05. 2018

Und wieder einmal erlebte Lichtenwald einen spannenden,
faszinierenden Abend. Diesmal im Zeichen einer harmonischen
Paarung von Literatur und Musik mit dem Ensemble
Divertimento (Sabine Bartl – Flöte, Gabriele Hermann – Flügel
und Dr. Waltraud Falardeau – Lesung & Rezitation).

Unter dem Titel „Das Wesentliche kommt meist auf leisen
Sohlen“ wurde das Leben und Werk von Eduard Mörike zelebriert.
Wobei wie immer Frau Dr. Falardeau charmant und
wortgewandt mit zahlreichen Rezitationen und historischen
Fakten zu Eduard Mörike gekonnt durch den Abend führte.

Passend dazu präsentierten Sabine Bartl und Gabriele Hermann
spätromantische Stücke auf der Querflöte und am
Flügel. Voller Spielfreude harmonierten beide hierbei perfekt
nicht nur aufeinander, sondern natürlich auch auf Eduard
Mörike abgestimmt und boten so die bestmögliche, musikalische
Untermalung zu diesem frühlingshaften Sonntagabend,
voller Anmut, Fröhlichkeit und Eleganz.

Ein rundum gelungener Abend, an dem der Besucher viel
zu und über Mörike erfahren und hören konnte. Auch bisweilen
eher Unbekanntes, wie beispielsweise seine innere
Getriebenheit, die sich perfekt und anschaulich in vielen
Wohnortswechseln widerspiegelte.

Das Publikum, das sich zu diesem wundervollen, fast sommerlichen
Frühlingsabend eingefunden hatte, dankte es dem
Ensemble Divertimento mit begeistertem Applaus.

 

 

Mozart zwischen Noten und Notizen

Ein Abend rund um das Ausnahmegenie in der Stadtbücherei Aichtal

Aichtaler Mitteilungsblatt, KW 48, 2017

   Mozart 72 Pix

                         Sabine Bartl, Flöte                   und Gabriele Hermann, Cembalo

(tab) Zur blauen Stunde mit Mozart und dem Ensemble Divertimento lud die Stadtbücherei Aichtal am Sonntag ein und bot den Besuchern einen kurzweiligen informativen Abend über den Ausnahmekomponisten. Musikalisch untermalte das Ensemble die Lesung mit einzelnen Stücken des Komponisten. Mit ihrer Lesung über das Genie gewährte Dr. Waltraud Falardeau nicht nur einen Einblick in Amadeus Mozarts Leben, sondern auch darauf wie das Genie in späterer Zeit gesehen wird. Sie umschreibt ihn als jemanden der in Heiterkeit traurig und in Traurigkeit heiter ist. Damit erfasst sie seinen Gemütszustand sehr genau, denn neben der humorvollen Seite, kennt Mozart auch die andere, eher schwermütige Seite des Lebens. Für den Kenner seiner Musik ist allerdings diese dunkle Seite nicht offensichtlich. So beschreibt Einstein Mozarts Musik als Sphärenmusik, von der man den Eindruck bekommt, sie sei schon immer im Universum vorhanden gewesen. Hermann Hesse dagegen würdigt den Komponisten in seinem Roman „Steppenwolf“, sagt über ihn, er helfe Lachen zu lernen und beschreibt Mozart als Trost und Repräsentanten des Unsterblichen. Doch wer ist dieses Ausnahmegenie? Geboren wurde Wolfgang Amadeus Mozart 1756 in Salzburg und verstarb im Alter von knapp 36 Jahren in Wien. Im Verlauf seines kurzen Lebens wurde er bereits zum Mythos. Laut Dr. Falardeau ist Mozart auch als Erwachsener immer ein großes Kind geblieben. Seine Leidenschaft gehörte nicht nur der Musik, er liebte es Billard zu spielen oder auch Brettspiele. Heute würde er als ADHS Kind beschrieben werden, denn er war immer in Bewegung, fand keine Ruhe. Optisch entsprach der Künstler nicht dem gängigen Schönheitsideal, der damaligen Zeit. Er war, mit einer Größe von 1,60 Metern, verhältnismäßig klein. Als Kind besuchte Mozart nie eine Schule. Bereits in jungen Jahren war er so viel unterwegs, dass dafür keine Zeit übrig blieb. Seine erste Sinfonie schrieb der kleine Amadé bereits im Alter von acht Jahren. Nur drei Jahre später, mit elf, hatte er schon 50 Kompositionen verfasst und mit 12 folgte seine erste Oper. Der Adel war entzückt von dem zarten Ausnahmekind. Doch sein Vater behandelte ihn mit Strenge, machte den kleinen Amadé sogar für den Tod seiner Mutter verantwortlich, die in Paris so schwer erkrankte, dass sie sich nicht mehr erholte und starb. Sein Vater warf ihm vor, sich auf seiner Reise nach Paris nicht genügend um eine Anstellung bemüht zu haben. Letztendlich war die Familie von einer Anstellung beim Adel abhängig. Aufgrund des unsteten Lebenswandels litt auch Mozarts Gesundheit. Schwermut war ein ständiger Begleiter des Komponisten in der er seinen frühen Tod erahnte. Seine erste große Liebe und Leidenschaft Aloisia Weber konnte er nicht für sich gewinnen und heiratete später ihre Schwester Constanze. Als Mozart wieder einmal ohne seine Constanze auf Geschäftsreisen unterwegs war schrieb er einen gefühlvollen romantischen Brief an seine Frau. Schon allein seine Ansprache mit „Liebstes Herzensweibchen“ verdeutlicht, wie sehr er Constanze liebte. Das Leben mit Mozart war für Constanze allerdings nicht einfach. Ständig litt die Familie unter Geldnot. Der Grund war nicht der mangelnde Verdienst, wie es Dr. Falardeau verdeutlichte. Wolfgang Amadeus Mozart konnte nicht mit Geld umgehen. Folglich war der Komponist gezwungen Bettelbriefe an Ordensbrüder zu verfassen, weiß die Mozart Kennerin zu berichten.

Zu seiner Schwester Nannerl verband den Künstler ebenfalls ein inniges Verhältnis. Laut Dr. Falardeau konnte Mozart nicht zu Nannerls Hochzeit anwesend sein. Er schickte ihr einen feinfühligen ermunternden Brief, indem er sie über die Ehe aufklärte.

Mit seinen Kompositionen beeindruckt das Genie auch den Dichter Johann Wolfgang von Goethe, der über die Oper „Don Giovanni“ zu berichten weiß, es handele sich nicht um eine Komposition, sondern um eine geistige Schöpfung. Weniger Erfolg hatte der Künstler allerdings in Paris  mit „Figaros Hochzeit“. Sie wurde nach der ersten Aufführung verboten. Zu gewagt war Mozarts Handlung für die damalige Zeit, in der über die Stände hinweg eine Liebesheirat stattfand.

Die Aufführung seiner bekanntesten Komposition „eine kleine Nachtmusik“ erlebte das Genie, laut Dr. Falardeau, nicht mehr mit. Den Titel übersetzte Mozart, der außer seiner Muttersprache noch viele weitere Sprachen beherrschte, aus dem Italienischen Wort Serenade.

In einem Brief an seinen kranken Vater kurz vor dessen Tod, wird deutlich, dass sich der Komponist trotz seines jungen Alters bereits intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. Er versuchte seinem Vater die Angst zu nehmen und beschreibt den Tod als den einzigen Zweck des Lebens, vor dem er sich nicht mehr fürchte, der ihm keinen Schrecken mehr einflößt. Seine Hoffnung den Vater noch lebend anzutreffen erfüllte sich nicht. Er verstarb noch bevor er vor Ort sein konnte. Mozarts Todesahnung verfestigte sich als er an seinem Requiem arbeitete, dessen Auftraggeber unbekannt war. Ihn beschlich die Ahnung, dass es mit ihm nicht mehr lange gehe, denn man habe ihm Gift gegeben.

Dr. Falardeau stellte fest, dass diese Frage, ob Mozart tatsächlich vergiftet wurde bislang nicht eindeutig geklärt werden konnte.

Dr. Falardeau weiß weiter, dass es zur damaligen Zeit wenige Menschen gab, die eine Biographie über das Genie verfassten, der Tscheche Franz Xaver Niemetschek ist der einzige Augenzeuge, der über Mozart eine Biographie verfasste. Er beschrieb ihn als einen Menschen, der weder Stolz noch eingebildet war, sondern jemand, der sehr belesen und Sprachgewand war, denn er beherrschte neben Französisch noch Englisch, Italienisch und Latein.

Das Ensemble Divertimento spielte „eine kleine Nachtmusik“ als letztes Stück des Abends. Gab mit Menuett KV 298, Serenade 3 und der Sonate C-Dur KV 285b gespielt auf Flöten und Cembalo den Zeitgeist der Epoche wieder. Heute werden die Stücke meist auf dem Klavier dargeboten, doch Mozart komponierte seine Stücke für das Cembalo. Sabine Bartl, Flöte und Gabriele Hermann am Cembalo setzten mit viel Gefühl die ausgewählten Stücke um und begleiteten Dr. Waltraud Falardeaus Lesung mit einem ausgewogenen musikalischen Anteil. So dass ein spannender, unterhaltsamer Abend im Nu verging.

 

 

Die ganze Welt ist voller Wunder

Das Ensemble Divertimento gestaltete einen literarisch-musikalischen
Abend zu Luther

- Nürtinger Zeitung 28.10.2017  - Margit Zaiser

FRICKENHAUSEN (mz). Die Zuhörer in der evangelischen Kirche in Frickenhausen bekamen kürzlich ein abwechslungsreiches Programm zum Wirken Martin Luthers von den drei Künstlerinnen des Ensembles Divertimento geboten. Beeindruckend wurde dargestellt, was Luther für ein Sprach- und Musikgenie war. Es begann mit einem Musikstück der beiden Musikerinnen Gabriele Hermann am Cembalo und Sabine Bartl auf der Querflöte. Mit ihren historischen Instrumenten zauberten sie eine stimmungsvolle Atmosphäre.

Dr. Waltraud Falardeau richtete mit ihren Erzählungen und Rezitationen den Blick auf die Sprache und die Literatur. Es gelang ihr durch ihre engagierte und einfühlsame Art aufzuzeigen, wie kreativ und wortgewaltig Martin Luther war. Bildung war für ihn besonders wichtig, denn zu seiner Zeit konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben. Bildung gehörte zu den Privilegien des Adels und der Geistlichkeit. Er fand das ungerecht und machte sich stark für Bildungsgerechtigkeit. Jeder sollte aus seiner Sicht lesen und schreiben können, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht. Dank der Reformatoren, vor allem Luther und Melanchthon, entstand eine regelrechte Bildungsbewegung und es kam zu zahlreichen Schulgründungen. Mit der Übersetzung der Bibel gelang es Luther, ein volkstümliches Deutsch zu verwenden, das für alle viel besser verständlich war. Neben der Bildung beeinflusste Luther auch namhafte Schriftsteller wie Goethe, Schiller, Hesse und andere in ihren Werken. Voll Bewunderung äußerte Heinrich Heine, „dass eigentlich die schöne Literatur mit Luther beginnt“.

Auch auf die Musik hatte die Reformation großen Einfluss. Luther selbst sang sehr gerne und spielte dazu die Laute. Die Erfindung des deutschsprachigen Kirchenliedes geht auf ihn zurück. Die Reformation war auch eine erfolgreiche Singbewegung, das zeigt sich heute noch in der reichen deutschen Chorlandschaft. Viele Komponisten wurden von der Reformation beeinflusst, man nehme nur das geistliche Werk von Johann Sebastian Bach, den manche als „fünften Evangelisten“ sehen.

So spielten die Musikerinnen neben Werken von Luther auch Stücke von Bach, Frescobaldi, Kotter, Ammerbach und Ortiz. Dem Ensemble ist es auf wundervolle Weise gelungen darzustellen, dass Luther und die Reformation die Gesellschaft geprägt haben und heute immer noch stark prägen. Mit dem Luther-Zitat „Die ganze Welt ist voller Wunder“ verabschiedete sich das Ensemble Divertimento von seinem Publikum, das sich mit lang anhaltendem Applaus bedankte. Die Künstlerinnen ließen den Abend mit einer Zugabe ausklingen.

 



 „Tu es aus Liebe!“
Dr. Waltraud Falardeau gab mit musikalischer Begleitung in Oberboihingen ungewöhnliche Tipps für ein besseres Leben – egal in welchem Alter.
Teckbote, Kirchheim, am 18.7.2016 von Stefanie Klink.

Oberboihingen.
Die gute Stimmung ist die Essenz dieses Abends: Alles passt zusammen. Musik, Texte und die überwältigend schöne Natur des Tachenhäuser Hofs in Oberboihingen harmonieren perfekt; den drei Protagonistinnen merkt man die stimmige Chemie und den Spaß am Thema an. Die Musik und die Texte stimmen nachdenklich, ohne Melancholie auszulösen. Im Gegenteil: Sie verdeutlichen den Zuschauern mit Humor, wie schön das Leben ist, wenn man es aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet.
Die Idee, den Gästen diesen Blickwinkel durch die Verbindung von Musik und Poesie nahezubringen, kam Flötistin Sabine Bartl schon früh, aber erst als Gabriele Hermann und Waltraud Falardeau hinzukamen, entwickelte sich das heutige Konzept. Seit 2007 begeistert das Ensemble Divertimento bei Veranstaltungen in ganz Süddeutschland.
Falardeau erläutert das Thema des Abends: Hermann Hesses „Mit der Reife wird man immer jünger“. Die Rezitatorin lädt dazu ein, herauszufinden, was sich hinter dieser Aussage verbirgt: „Jung und Alt sind eigentlich Konventionen, die nicht immer stimmen.“ Das sei kein festgelegter Zustand: Im Alter fühle so mancher sich jung, in der Jugend fühlten manche sich alt.
Die Kindheit wird unter anderem durch Texte von Gottlieb Konrad Pfeffel und Heinrich Heine verdeutlicht, die äußerst lebendig von Falardeau vorgetragen werden – mal frei, mal mithilfe der Originaltexte. Jeder Abschnitt wird musikalisch abgerundet von Sabine
Bartl und Gabriele Hermann. Selbst wenn die Texte den Zuhörer manchmal nachdenklich zurücklassen, schaffen es die beiden, mit heiterem und lebhaftem Spiel zum eigentlichen Ziel des Abends zurückzuführen: „Glücklich sein und eine positive Einstellung mitnehmen“, so Hermann.
Die Jugend beschreibt Falardeau anhand des wunderschönen Textes eines unbekannten Verfassers als „einen Zustand der Seele“, ausgedrückt durch den „Willen zur Fantasie und des Überwiegens des Mutes über die Zaghaftigkeit“.
Es fällt leicht, Falardeau dabei zuzuhören. Man überhört kein einziges Wort, denn alle Aussagen sind intensiv auf den Punkt gebracht, sowohl in der Musik als auch in der Literatur.
Die Reife umschreibt Falardeau mit Goethes Worten: „Ich strebe, etwas Neues zu denken, um nicht langweilig zu werden.“ Sie weist auf das Wechselspiel hin, das das Reifen eines Menschen bestimmt: „Wie wir durch die neuere Hirnforschung wissen, sind wir in der Lage, Erfahrungen zu machen.“ Laut dem Neurobiologen Gerald Hüther bedeute dies, dass der Horizont das bestimmt, was sich in unserem Gehirn weiterentwickelt. Auf der anderen Seite sagt Erich Fromm: „Das Leben stellt Fragen an den Menschen.“ So schließt Falardeau den Kreis mit den Worten: „Staunen, Innehalten und Dankbarkeit sind Elixiere für ein erfülltes Leben." Dann überrascht sie ihre Gäste mit statistischen Daten: „Je älter Menschen werden, desto häufiger sprechen sie über positive Gefühle“, meine eine aktuelle Studie.
Die gelungene Mischung aus Hirnforschung, Statistik, Poesie und Musik lässt beim Publikum wahrlich keine Langeweile aufkommen.
In der Pause sind die Gäste eingeladen, in den Gärten des Tachenhäuser Hofes lustzuwandeln. Zwischen den Rosensträuchern und den Bäumen, an deren Stämme Falardeau schon bei früheren Veranstaltungen Gedichte angebracht hat, können die Zuhörer das eben Gehörte verinnerlichen und die Atmosphäre genießen. Bartl beschreibt die Faszination des Abends damit, „dass man hören kann, wie die Literatur in der Musik weiterschwingen kann, wie es ineinandergreift.“
Nach der Pause fährt die Rezitatorin mit einem ihrer Lieblingsgedichte fort, einem Gedicht über die Zeit von Gottfried Keller, in dem es heißt: „Ein Tag kann eine Perle sein und ein Jahrhundert nichts“, und leitet sogleich elegant auf die nächste Stufe über mit dem Leitspruch „Wer aus der Reihe tanzt, lebt intensiver.“ Sie weist darauf hin, dass „Lauschen, Schauen, Staunen“ eine ganz andere Bedeutung haben als „Sehen“ und „Hören“.
Mit Joseph Beuys’ Worten geht Falardeau in die Lebensstufe Spielen über und fordert die Zuhörer auf, reichhaltiger und spielerischer zu agieren: „Pflanze unmögliche Gärten“, „Lade jemand Gefährlichen zum Tee ein“, „Verweigere dich, verantwortlich zu sein – tu es aus Liebe!“, „Glaube an Zauberei, lache eine Menge“ und „Lass die Angst fallen, spiele mit allem.“
Der Abend enthält eine Menge Magie, eine Menge magischer Sätze, und der schönste kommt zum Schluss dieses Abschnitts: „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“ von Rainer Maria Rilke. Der Übergang, das Ende, als abschließende Lebensstufe, wird verdeutlicht durch Worte von Goethe: „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser“ und „Des Menschen Schicksal gleicht dem Wind.“ Spätestens bei der darauf folgenden Musik kommt Gänsehautfeeling auf.
Das nächste Projekt des Ensembles wird am 9. Oktober im Bürgerzentrum Lichtenwald stattfinden. Der Titel lautet „Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden“. Ein weiteres Thema ist Mozart mit „Zwischen Noten und Notizen“, zu dem es im Herbst ebenfalls Veranstaltungen geben wird. Im Rahmen des Programms zum 500. Jahrestag der Reformation nächstes Jahr wird es auch ein Programm geben zum Thema „Luthers Bedeutung für die Sprache“.
 

 

Reichenbacher Anzeiger, 16.10.2015, Ausgabe 42
Mike Schattschneider
Leiter der  / Kulturbeauftragter der Gemeinde Lichtenwald, Kulturbüro
Junger Geiger 1, 73669 Lichtenwald

Rezension 10.10.2015:

Unter dem Banner des Hesse Zitats “Solang du nach dem Glücke jagst“ präsentierte das Ensemble Divertimento (Sabine Bartl – Flöte, Gabriele Hermann – Cembalo, Dr. Waltraud Falardeau – Lesung) einen wundervollen Abend, der eine einzigartige Mischung aus Musik und Literatur bot.
Gleich zu Beginn starteten Bartl und Hermann mit einem wundervoll emotionalen, musikalischen Einstieg.
Dr. Falardeau begrüßte hiernach das Publikum mit dem Gedicht “Herbstbild“ von Friedrich Hebbel, passend zum farblichen Panorama des Schurwalds. Voller Leidenschaft und Expertise moderierte sie den gesamten Abend in ihrer gewohnt charmanten und wortgewandten Art und gab so den roten Faden vor. Dabei gelang es ihr, die riesige Bandbreite an Bedeutungen, die diese Begriffe zwangläufig mit sich bringen, adäquat zur Geltung kommen zu lassen und damit dem Publikum näher zu bringen.
Verträumt und verspielt zugleich war Bartls & Hermanns Musik. Die perfekte Vervollständigung zu all den Rezitationen und Informationen.  Bartl & Hermann ergänzten sich in harmonisch wundervoller Weise und gaben dem Publikum, mit der eher seltenen Instrumentierung Cembalo und Querflöte einen absoluten Ohrenschmaus. Tief berührt quittierte das Publikum diesen ungemein gelungenen Themenabend mit enthusiastischem Applaus.

 

Musik und Poesie

Divertimento und Dr. Waltraud Falardeau harmonieren

Das Ensemble Divertimento widmet sich bei seinem Auftritt in der Stadtkirche den Themen Wachsen und Gedeihen. Bei den Zuhörern kommt die Abendmusik gepaart mit ausgewählter Poesie gut an.

GERLINDE BURKHARDT

15.07.2015   Gaildorf
Nach Rainer Maria Rilkes Gedichtzeile „Und dann, meine Seele, sei weit“ hat das Ensemble Divertimento sein Programm für die Abendmusik in der Gaildorfer Stadtkirche betitelt. Es begann mit einem Musikstück der beiden Musikerinnen Gabriele Hermann am Cembalo und Sabine Bartl auf der Querflöte. Passend zum Thema vom Wachsen, Gedeihen, Reifen durch Schatten und Licht war das Stück zuerst getragen, dann verhalten heiter, tänzerisch, von Moll zu Dur, charakteristisch für die meisten Stücke. Sie unterstrichen die engagiert und eindrücklich vorgetragenen Texte und Gedichte  der Rezitatorin Dr. Waltraud Falardeau, nahmen das Gehörte auf und ließen es etwas „setzen“. Man bekam Teilhabe an sorgfältig ausgewählter Poesie durch die Literaturwissenschaftlerin. An den begleitenden Erläuterungen zeigte sich die Erziehungswissenschaftlerin, Pädagogin und Buchautorin.  Nach Worten aus dem Neuen Testament folgte das  „Friedensgebet“ von Franz von Assissi, dann Matthias Claudius über die pure Freude „dass ich bin, ich bin!“, bevor der Türmer in Goethes Faust die Schöpfung preist und sich „zum Sehen geboren und Schauen bestellt“ wähnt. Es folgte zweimal Schiller mit der „Teilung der Erde“, wo der Platz im Himmel über allen irdischen Gütern steht und mit  „Freude schöner Götterfunken“ als purer Text, dem man neben Beethovens Musik eher weniger Aufmerksamkeit schenkt. Besonders viele Tremoli auf der Flöte und vieltaktige Gleichtöne auf dem Cembalo verliehen Nachdruck, Worte über Titel und Komponisten wären an diesem Abend tatsächlich verloren gewesen. Der Intention des Abends zufolge hatte der durch sein Wirken bekannte Albert Schweitzer das letzte Wort. Mit irischen Segenswünschen und nach vorwiegend barocker Musik und laut Gabriele Hermann einem kleinen Ausflug in die „gemäßigte Moderne“ zu Edward Elgar klang der Abend mit dazu passenden  irischen Klängen auf Querflöte und Cembalo aus.             
       

                 Gaildorf web

      Foto: Gerlinde Burkhardt

Haben zusammen in Gaildorf überzeugt: das Ensemble Divertimento und
Dr. Waltraud Falardeau.

SÜDWEST PRESSE Neue Kreis-Rundschau GmbH, 15.07.2015

Siehe auch:
http://www.swp.de/gaildorf/lokales/gaildorf/Musik-und-Poesie;art5533,3333023

 

 

Lichtenw weiß web

 Quelle:  http://sabine-bartl.de/presseartikel/Recension%20Ensemble%20Div%20%20Rilke%20Lichtenw%2028.2.15.jpg

 


Zeitungsartikel vom 31.03.2014

 

Der Teckbote vom 05.08.2013 , Kirchheim

Besinnlich bis heiter

Kirchheim.
Wer zwischen Büchereiregalen gegen die Verführungen einer mehr als lauen Sommernacht unter freiem Himmel, das Sommernachtskino und das Weindorf anspielen muss, sollte gut aufgestellt sein.

Von Wolf-Dieter Truppat

Dass sich das „Ensemble Divertimento“ mit „Poesie und Musik“ behaupten wird, war abzusehen. Als gern gesehene Gäste haben sich die Rezitatorin Dr. Waltraud Falardeau, Gabriele Hermann (Klavier) und Sabine Bartl (Querflöte) längst einen guten Namen gemacht und im vergangenen Jahr umfassend und kurzweilig über Hermann Hesse und seine kurze, aber bei ihm und seiner angebetenen „Lulu“ ein Leben lang nachwirkenden Kirchheimer Zeit berichtet.

Beim „Heimspiel“ mit dem Titel „Besinnlich bis heiter“ bezog das gut aufeinander eingestimmte Ensemble auch Sabine Bartls Neffen Simon Greiner mit ein, der das mit Mozart-Variationen und Vivaldi-Klängen beginnende Duo mit dezenter Cajon-Begleitung zum zusätzlich rhythmisierten Trio erweiterte.

Das auf eine peruanische Volksweise des 18. Jahrhunderts zurückgehende „El condor pasa“ und ein später auch als Zugabe wiederholter Tango setzten überzeugende musikalische Akzente in einem klar strukturierten und doch bunt zusammengewürfelten originellen Poesieabend, der kurzweiliger nicht hätte sein können. Harmonien und thematische Brücken bestimmten den Ablauf des Poesieprogramms genauso wie bewusst eingesetzte Brüche.

Was mit Schillers Gedicht „Teilung der Erde“ ernsthaft und bedeutungsschwer begann, das Goethe einst als „ganz allerliebst, wahr, treffend und tröstlich“ bewertet hatte, wurde mit einem Klassiker der Moderne mutig kontrastiert und fortgeführt. Robert Gernhardts Loblied auf das Buch hätte wohl kein aufmerksameres Publikum finden können als zu dieser Stunde an diesem Ort.

Ums Buch ist ihm nämlich „nicht bange“, denn „das Buch hält sich schon lange. Man kann es bei sich tragen und überall aufschlagen. Sofort und ohne Warten, kann man das Lesen starten. Im Sitzen, Stehen, Knien, ganz ohne Batterien. Beim Fliegen, Fahren, Gehen. Ein Buch bleibt niemals stehen. Beim Essen, Kochen, Würzen. Ein Buch kann nicht abstürzen. Die meisten andern Medien, tun sich von selbst erledigen. Kaum sind sie eingeschaltet, heißt‘s schon, sie sind veraltet.“ Seiner Überzeugung, dass sie auch „noch in hundert Jahren, das sind, was sie einst waren. Schön lesbar und beguckbar“. – schloss sich das Publikum sicher gerne an.

Tiziano Terzianis provozierender Frage „Wer liest denn heute noch Gedichte?“ folgte die Erkenntnis von Novalis: „Die Poesie heilt alle Wunden.“ Ob in Khalil Gibrans Reimen „Vom Geben“ die Rede war, Erich Kästners „Hymnus auf die Bankiers“ kritische Töne anstimmte oder Fontanes Klassiker über den „Herrn von Ribeck auf Ribeck im Havelland“ und den in seinem Garten stehenden Birnbaum Erinnerungen weckte – Waltraud Falardeau machte Appetit auf mehr und lud an den variantenreich gedeckten Tisch.

Friedrich Schillers mundender „Wirttemberger“ und Wilhelm Buschs virtuos gezauberter „Braten“, die von der im Publikum weilenden Beatrice Fabricius beschriebenen Verführungskräfte des Kuchens und Eugen Roths „Starker Kaffee“ beflügelten die Gedanken des Publikums. Robert Gernhardt erinnerte dagegen lieber an eine dramatische Episode im Leben des Philosophen Kant, der sich nicht – wie Gregor Samsa – eines Tages in einen Käfer verwandelt, sondern genauso plötzlich und überraschend „keine Worte fand“. Erst als man zum Essen rief, wurd‘ er wieder kreativ, und er sprach die schönen Worte: „Gibt es hinterher noch Torte.“

Bei der sich spürbar verschärfenden Unernstigkeit der musikalisch-poetischen Lesung war es dem zwar nicht zu höchsten literarischen Ehren, aber für sein allumfassendes dichterisches Werk doch zu großem Erfolg gekommenen Heinz Erhardt vergönnt, gleich einen gesamten Programmblock bestreiten zu dürfen. Neben dem Porträt seiner musikalischen Familie mit einem Pianoträger als Vater und einer emsig auf ihrer Singer-Maschine nähenden Mutter beschrieb er eine kreative Familie, die immer umzog, wenn es nicht mehr möglich war, beim Metzger länger anschreiben zu lassen.

Die Klassiker der Weltliteratur hatten es dem kleinen Heinz schon damals angetan, und so schreckte er in reiferem Alter nicht davor zurück, sich etwa an eine Neudichtung des Erlkönigs heranzuwagen. Bei ihm beginnt das Gedicht leicht variiert mit „Wer reitet so spät durch Wind und Nacht? Es ist der Vater, es ist schon acht.“ Beim Schluss sind die Unterschiede deutlicher, denn bei Heinz Erhard überlebt das Kind, aber das Pferd ist tot.

Um vom Schicksal eines des Spuckens nicht fähigen „Lama aus dem Land des weißen Brahma“ abzulenken, dribbelte die Literaturwissenschaftlerin Waltraud Falardeau weiter zu einem Rasenspiel, das mit vierundvierzig Beinen am Laufen gehalten wird, und „nicht mit dem Kopf, obwohl‘s erlaubt ist“.

Erwartet wurde auch aktive Mitarbeit des Publikums, das etwa erraten musste, an was Schiller dachte, als er einst sein Gedicht „Zwei Eimer“ schrieb. Dauernde Beifallsbekundungen wurden gleich zu Beginn freundlich in Schranken gewiesen, am Ende des ersten Teils und ganz am Schluss dafür umso reichlicher gespendet – für einen vorwiegend heiteren Abend, der mit irischen Segenswünschen und Hermann Hesses „Stufengedicht“ besinnlich endete und mit der Vorfreude auf den Zauber eines neuen Anfangs ausklang.
Der Teckbote vom 05.08.2013 , Kirchheim

 

Leonberger Kreiszeitung am 08.04.2013

Menschliche Torheit und Humor
Weissach:
Die Sprachtherapeutin Waltraud Falardeau und das Ensemble Divertimento gestalten in der Zehntscheuer einen heiteren musikalisch-literarischen Abend.
Von Ralf Recklies

Wilhelm Busch und Erich Kästner, musikalisch und textlich liebevoll präsentiert.

Am Ende hat es nicht nur wohl verdienten Beifall, sondern auch zahl- reiche Glückwünsche für die Flötistin Sabine Bartl gegeben. Sie hat die von Waltraud Falardeau vorgetragenen Texte nicht nur wunderbar musikalisch umgarnt und dem Abend somit ein besonderes Gepräge gegeben – Bartl hat die Besucher des Abends „Besinnlich bis heiter“ in der Weissacher Zehntscheuer auch mit ihrer Zeit beschenkt. Denn, so verriet Waltraud Falardeau zum Schluss ihres Austritts, die Flötistin war just an ihrem Geburtstag in die Bibliothek gekommen, um zwischen Texten von Hermann Hesse und Wilhelm Busch, Erich Kästner und Heinz Erhardt schöne Klänge zu präsentieren.

Im Zentrum des Abends stand aber weniger die Musik, als vielmehr das von vielen Dichtern und Denkern zu Papier Gebrachte – feinsinnig rezitiert von Waltraud Falardeau. Die aus dem Ruhrgebiet stammende, heute in Stuttgart lebende Sprachtherapeutin und promovierte Erziehungswissenschaftlerin trug die ausgewählten Texte aber nicht einfach nach Gutdünken vor, sondern thematisch gut zusammengestellt und garniert mit  Informationen zu  den Verfassern. So lauschten die Besucher nicht nur aufmerksam, sondern durften auch immer wieder herzhaft lachen. Und sie erfuhren auch überraschend viel Neues über die Autoren der Gedichte.

  Mal entführte Falardeau die Zuhörer in die Zeit Friedrich Schillers, der bei den Weimarer Aufführungen seines Stückes „Turandot, Prinzessin von China“ die Theaterbesucher mit drei Rätseln konfrontierte. Mal wurden die Besucher der Lesung mit Werken aus den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts konfrontiert, in denen unter anderem Hermann Hesse und Erich Kästner Heiteres und Besinnliches ersonnen haben.

Aber auch die Nachkriegszeit bis in die jüngsten Tage hatte in dem Programm ihren Platz. Mit Werken Heinz Erhardts („Er hat auch viele Texte verfasst, die philosophisch angehaucht sind“) begeisterte die Literaturwissenschaftlerin ebenso wie mit Texten des erst 2006 gestorbenen  Robert  Gernhardt. Dieser hat in seinen Dichtungen gerne mit viel Hintersinn und viel schwarzem Humor formuliert.

Und  davon  ist  Waltraud  Falardeau durchaus angetan. Mal wurde dies deutlich, als sie Lessings „Eheliche Liebe“ vortrug, als es der Gatte Clorindes vorzieht, nach seinem Tod einen anderen Ort zu finden, als jenen, der seiner sechs Wochen zuvor verstorbene Ehefrau zuteil geworden ist. Mal ließ sie ihr Faible für raffiniert Heiteres deutlich werden, als sie Rose Ausländers Dichtung Eva rezitierte, in der sie die Geschichte von Adam und Eva sehr erfrischend und erheiternd umgemodelt hat.

Falardeau berichtete aber auch von der tragischen Liebe eines Herings zu einer Auster, wie sie in einem volkstümlichen Lied aus dem 19. Jahrhundert besungen wird. Oder sie ließ Wilhelm Busch zu Wort kommen, der in zeitlosen Reimen von einer ebenso unglücklichen Liebe eines Schmetterlings zu einer Blume berichtet, die am Ende zu allem Überfluss auch noch von einem Esel verspeist wird.

Menschliche Torheiten hatten ebenso ihren Platz in dem Programm des Ensembles Divertimento wie Texte über kulinarische Genüsse. Da wurde Wilhelm Buschs Erkenntnis offenbar, dass wer einen guten Braten machen kann, auch ein gutes Herz haben muss. Und mit Eugen Roths Text „Der starke Kaffee“ wurde die lyrische Schlemmerei beendet.

Aber erst, nachdem Falardeau zuvor bereits eine Süßspeise gereicht hatte – geistreich „Vom Kuchen verführt“ aus der Feder von Beatrice Fabricius. Hermann Hesses „Glück“ und seine ebenfalls in wohlfeile Worte gefasste Erkenntnis, wie man auf das Leben pfeifen kann, rundeten neben den irischen Segenswünschen Falardeaus den gelungenen Abend ab.

Das dazugehörende Foto darf aus Gründen des Copyrights hier nicht wiedergegeben werden.

Erschienen in der Leonberger Kreiszeitung am 08.04.2013

 

Der Teckbote vom 26.9.2012 

Viel gelesen, viel verehrt, aber auch viel geschmäht

Von WOLF-DIETER TRUPPAT

Kirchheim. Viel gelesen, viel verehrt aber auch viel geschmäht, einsam und eigensinnig, als Kind willensstark, schwierig und „ein Dorn im Fleisch seiner pietistischen Eltern“, das Bild, das Dr. Waltraud Falardeau auf Einladung des Literaturbeirats im Kornhaus von Hermann Hesse zeichnete, hätte facettenreicher und vielseitiger nicht sein können.

Kenntnisreich, konturenscharf und kurzweilig gewährte sie Einblicke in Hesses nie gradliniges Leben, lieferte unaufdringliche Interpretationshilfen und führte souverän durch sein in viele Sprachen und unterschiedlichste indische Dialekte übersetztes Werk. Treffsicher ausgewählte Texte und melodiös rezitierte Gedichte wechselten mit der dezenten Begleitmusik, die das sorgfältig zusammengestellte Porträt einer schillernden Persönlichkeit zum musikalisch-literarischen Gesamtgenuss werden ließen.

„Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden“ war die Matinee zum 50.  Todestag des mit Kirchheim eng verbundenen Schriftstellers überschrieben. Nicht ausgespart wurde, mit welcher Konsequenz er sich der Schule verweigerte, in der von Friedrich Blumhardt geleiteten „Anstalt Bad Boll“ einen ersten Suizidversuch unternahm und schreckliche Zeiten in der Nervenheilanstalt Stetten im Remstal durchleiden musste.

„Ist es recht, einen jungen Menschen, der außer einer kleinen Schwäche der Nerven so ziemlich gesund ist, in eine Heilanstalt für Schwachsinnige und Epileptische zu bringen, ihm gewaltsam den Glaube an Liebe und Gerechtigkeit und damit an Gott zu rauben“, hatte sich „der Gefangene im Zuchthaus Stetten“ gefragt.

„Könntet Ihr in mein Inneres blicken, in diese schwarze Höhle, in der der einzige Lichtpunkt höllisch glüht und brennt, Ihr würdet mir den Tod wünschen und gönnen“, war Hesse überzeugt. Der ihm unerträglich gewordenen Enge Calws entfliehend, setzte er seine Hoffnung in fernöstliche Weisheiten. Auch wenn er nie in Indien war, wurde Hesse zur gefeierten und verehrten Kultfigur einer ganzen (Hippie-) Generation.

Umtriebig, neugierig und abenteuerlustig war der „Ruhelose, Reisende, Vagabund und Nomade“ zugleich „Künstler, Phantasiemensch und Visionär“. Immer aber blieb Hesse ein verzweifelt Suchender, der sich den Errungenschaften der Moderne genauso verschloss, wie er „die wachsende Vermassung und Neurotisierung der Menschen“ kritisierte. Zeit seines Lebens blieb er auch „ein Verfechter der Individualität, des eigenen Weges, der Bereitschaft zu Aufbruch und Wandlung“.

Erst im Alter hatte Hermann Hesse Frieden mit sich selbst gefunden. „Ich muss anderen Suchenden die Welt bestehen und verstehen helfen“, lautete seine in unzähligen Krisen gewachsene Erkenntnis. Dass er bei seiner verzweifelten Suche nach dem Glück oder auch nur dem Wesen des Menschen immer wieder an seine Grenzen gestoßen war, vergaß er aber nie. „Wir können einander verstehen, aber deuten kann sich nur jeder selber“.

Von Sabine Bartl (Querflöte) und Gabriele Hermann (Cembalo) kongenial musikalisch unterstützt, weckte die fundierte Hesse-Kennerin, Literatur- und Erziehungswissenschaftlerin Dr. Waltraud Falardeau Erinnerungen an die ihresgleichen suchende Biografie eines widersprüchlichen Literaten, der sich schon im Alter von 13  Jahren zum Dichter geboren fühlte, doch immer wieder an seinem eigenen Wesen zu scheitern drohte. Schon im Alter von vier Jahren hatte er seine Mutter beeindruckt durch „sein Leben, seine Stärke, seinen Willen“ und den für sein Alter schon überdurchschnittlich ausgeprägten „erstaunlichen Verstand“. Zugleich bereitete er ihr großen Kummer und berechtigte Sorgen um seine Zukunft.

„Es zehrt mir ordentlich am Leben dieses innere Kämpfen gegen seinen hohen Tyrannengeist, sein leidenschaftliches Stürmen und Drängen.“, schrieb seine Mutter im August 1881. „Gott muss diesen stolzen Sinn in Arbeit nehmen, dann wird etwas Edles und Prächtiges draus, aber ich schaudere bei dem Gedanken, was bei falscher oder schwacher Erziehung aus diesem jungen passionierten Menschen werden könnte.“

Dass der rebellische Schulverweigerer dereinst Träger des Nobelpreises für Literatur werden sollte, dessen Werk sich nach Aussage der Schwedischen Akademie Stockholm „immer kühner und eindringlicher entwickelte und die Ideale des klassischen Humanismus ebenso wie eine hohe Kunst des Stils offenbart“, hätte kaum jemand geglaubt. In ihr faszinierendes Porträt packte die mitreißende und zugleich gut unterhaltende Dozentin für Pädagogik und Literatur eine ungeheure Fülle an Informationen und fesselte ihr Publikum durch die rhetorisch-literarische Qualität ihrer Ausführungen genauso wie durch die Akkuratesse der von ihr mit sicherem Gespür ausgewählten und rezitierten Textpassagen.

In ihrer klar strukturierten Poesie-Vorlesung entführte sie ihr Publikum in ferne Welten, suchte aber immer auch die Verbindungen aufzuzeigen, die der Kosmopolit zu Kirchheim und seiner direkten Umgebung hatte. Dass die in „Lulu“ unsterblich gemachte Kastanienstadt keineswegs nur der Handlungsort einer kaum erwiderten jugendlich-schwärmerischen Liebelei war, dürften viele der Besucher mit großem Interesse zur Kenntnis genommen haben.

Wie Waltraud Falardeau ausführte, folgte den glücklich-unschuldigen Tagen der Begegnung in Kirchheim eine lange Jahre währende Freundschaft zwischen Hesse und seiner „Lulu“. 77  der in dieser Zeit an sie geschriebenen Briefe hat Julie Hellmann gemeinsam mit Fotos, Aquarellen und Zeichnungen dem Literaturmuseum in Marbach übergeben. Das wäre sicher ein Thema, mit dem das eingespielte Trio gerne ein weiteres Mal für volle Ränge im Kornhaus sorgen dürfte.

 


Nürtinger Zeitung vom 01.02.2012

Hermann Hesse mit einem Lese-Konzert gewürdigt

AICHTAL (ande). Neugierig, abenteuerlustig, eigensinnig. Neben diesen
Eigenschaften tauchten noch auf: schwierig, visionär, suizidgefährdet,
dynamisch und immer wieder suchend. So war Hermann Hesse wohl, als Kind,
als Jugendlicher, als junger Erwachsener, nahezu bis fast an sein
Lebensende, summiert man die unzähligen Briefe, Erzählungen und Gedichte
auf.
Im August jährt sich Hesses Todestag zum fünfzigsten Mal. Anlass genug,
um ihm kürzlich eine Veranstaltung in der Stadtbücherei Grötzingen zu
widmen. Dr. Waltraud Falardeau begeisterte die zahlreichen Besucher mit
kurzweiligen Interpretationen zu Hesses Leben und akribisch ausgesuchten
Rezitationen. Der Mensch Hesse, der Dichter Hesse, alle Facetten seines
Lebens wurden vorgestellt, umrahmt von sensibel ausgewählten
Musikstücken, mittels derer die Flötistin Sabine Bartl und Gabriele
Hermann am Cembalo die Veranstaltung zu einem wunderbaren Hesse-Event
vereinten. Und Hermann Hesse war dabei!

                    nzwz-2012-02-01-18719820_1411_onlineBild

Was ist der Mensch, wonach strebt er? Fragen, die altersunabhängig immer
wieder in uns aufflammen und zum Nachdenken und zum Gespräch anspornen.
Betrachtet man die Biografie von Hermann Hesse, so erscheint sie
zeitlos. Ihn bewegten Fragen, die bis heute nicht wirklich geklärt sind.
Er rebellierte gegen Missstände, die bis heute nicht wirklich gelöst
sind. Er wünschte sich eine Welt, von der auch heute noch die Menschen
träumen. Er war ehrlich und authentisch. Rebellion und Resignation, das
Auf und Nieder emotionaler Zustände begleiteten ihn, wie so viele
Menschen heutzutage. Irgendwann, nach Jahrzehnten anstrengenden Suchens,
fand er ein Stückchen Seelenfrieden: „Ich muss anderen Suchenden die
Welt bestehen und verstehen helfen!“ Darin fand er seine Aufgabe nach
unendlich vielen inneren Konflikten, nach unendlich vielen Phasen des
Hinterfragens. Er lebte und liebte und suchte nach dem ganz großen
Glück, das den Menschen in seinem Ganzen erreicht. „Wir können einander
verstehen, aber deuten kann sich nur jeder selber.“

Sei es „Unterm Rad“, ein anklagender Schulroman über die pädagogischen
Zustände des 19. Jahrhunderts, sei es „Demian“, eine kulturkritische
Erzählung gegen die Vermassung der Menschen, sei es „Siddharta“, ein
Roman der menschlichen Wahrheitssuche oder seien es die Märchen und
Gedichte: der Nobelpreisträger Hesse gehört zu den größten deutschen
Dichtern. Er malte mit Worten unvergessliche Bilder.
Nürtinger Zeitung vom 01.02.2012

 

Artikel vom 02.02.2009 © Eßlinger Zeitung.

Magische Momente

KÖNGEN: Ensemble Divertimento setzt bei Kulturtagen einen
                   Glanzpunkt - Lyrik und Musik im Einklang.

Von Elke Eberle

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, schrieb Hermann Hesse im „Stufengedicht“. Dieses Gedicht hatte das Ensemble Divertimento als Leitmotiv für sein Programm, eine wohlklingende Melange aus Musik und Lyrik, gewählt. Zu Gast war das Ensemble am Samstag im Rahmen der  Kulturtage im Rittersaal des Köngener Schlosses. Musik und Poesie klangen zusammen bei diesem mit sehr viel Gespür für Nuancen gestalteten Programm. Der aufwendig restaurierte historische Rittersaal erwies sich zwar nicht als absolut perfekter Veranstaltungsort, da die Akteure nicht von allen Plätzen aus zu sehen waren. Aber das einzigartige Ambiente und die gute Akustik machten ihn an diesem Abend zur richtigen Wahl für das anspruchsvolle Programm. Lyrik benötigt eine Atmosphäre voll konzentrierter Stille, um sich entfalten zu können. Waltraud Falardeau (Rezitation), Sabine Bartl (Flöte) und Gabriele Hermann (Cembalo) ist es geglückt, genau den richtigen Rahmen für einen Abend voll magischer Momente zu schaffen.

Präzises Spiel im Rittersaal
Musik und Poesie beflügelten sich manchmal gegenseitig, die Harmonien ließen die Worte nachklingen oder öffneten ihnen eine ganz neue Facette. Vor allem im ersten Teil des Programms verschmolz beides miteinander, an anderer Stelle umfloss das eine das andere. Wortkunst und Harmonien traten so nicht in Konkurrenz zueinander, sondern verstärkten und bestärkten sich gegenseitig. Beide Musikerinnen haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten eine Vielzahl an Konzerten im süddeutschen Raum gegeben. Das Zusammenspiel der Musikpädagoginnen ist perfekt, ihr Spiel ausgesprochen präzise und getragen von einer immer wieder überraschenden Leichtigkeit.

Schwebende Melancholie
Die gelungenen Interpretationen der Sonaten und Suiten von Bach über Händel bis Hufeisen zeugen von einem klaren Einfühlungsvermögen und großem Erfahrungsschatz. Einen ganz besonderen, vollen Klang hat Hermanns Cembalo. Es ist die originalgetreue Kopie eines historischen  Instrumentes.
Heiterkeit und Melancholie, Schwere und Leichtigkeit wechselten sich in den Gedichten ab. Gedichte werden getragen vom präzisen Spiel mit Sprache, von feinen Nuancen und von der Konzentration auf das Wesentliche. Mit sicherem Ausdruck und Nachdruck öffnete Falardeau den Weg zu den Gedichten. Goethes „Gesang der Geister über den Wassern“ war etwa zu hören oder „Komm Trost der Welt“ von Eichendorff, ebenso zeitgenössische Gedichte von Erich Kästner und Hilde Domin.

Ermutigende Gedichte 
Selbstverständlich hatte Waltraud Falardeau auch ein Gedicht von Eduard Mörike ins Programm integriert, war der ruhelose Geist doch von Mai 1827 bis Ende des selben Jahres Vikar in Köngen. Die Gedichte erzählten vom Aufbruch zu Neuem, vom Wille zum Wandel, von der Hoffnung, der Liebe zum Wunderbaren und der Schönheit der Welt. Und sie erzählten vom Mut zu einem Neubeginn, auch in schwierigen Zeiten.

                B+F+H in KöngenJPG

 

Konzentrierte Stille herrscht im Rittersaal, wenn (von links) Sabine Bartle (Flöte), Waltraud Falardeau (Rezitation) und Gabriele Hermann (Chembalo ) musizieren und rezitieren.   Foto: Eberle


Artikel vom 02.02.2009 © Nürtinger Zeitung.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne"

Gedichtvorträge mit Musikbegleitung präsentierte das Ensemble Divertimento im Köngener Schloss

KÖNGEN. Von Anfang, Entwicklung und Vergehen handelten die Gedichte, die Dr. Waltraud Falardeau vom Ensemble Divertimento am Samstagabend im Köngener Rittersaal im Rahmen der Kulturtage rezitierte und vorlas. Begleitet wurde sie dabei von Gabriele Hermann am Cembalo und Sabine Bartl an der Querflöte.

ISABELL GOMEZ

Hermann Hesses Stufengedicht steht sinnbildlich für das Thema, mit dem sich das Trio beschäftigt: Immer wiederkehrende Neubeginne und Abschiede. Präsentiert wurde dieses Thema in Gedichtform, nur unterbrochen von kleinen musikalischen Einlagen, die dem Zuhörer Raum und Zeit gaben, das gesprochene Wort zu verdauen, darüber nachzudenken. Fast chronologisch wurde das Repertoire angeordnet.

Am Anfang standen Worte zu "Anfang" von Goethe, Es ist die Rede von der Schöpfung, dem Paradies, Adam und Eva. Die Gedichte von Gotthold Ephraim Lessing, Rose Ausländer und Friedrich Schiller handelten das früheste Stadium menschlichen Seins ab, standen für die erste Entwicklungsstufe. Im Gegensatz dazu konfrontiert Erich Kästner in seinen Überlegungen zur "Entwicklung der Menschheit" eben diese mit ihrem tierischen Erbe und betrachtet dabei mehrere Entwicklungsstufen.

Zu kleinen Abschnitten wurden die vorgetragenen Gedichte zusammengefügt. Genau richtig, um bei der Sache zu bleiben und doch Zeit zum Abschweifen zu haben. Über Friedrich Wilhelm Webers "Winternacht" und Erzählungen von Johann Peter Hebel über einen bösen Winter im Jahre 1740, als Flüsse und Seen zugefroren waren und der Schnee unter den Füßen knirschte, kam das Trio zu ausgewählten Zitaten und Gedichten von Rainer Maria Rilke. Rilke befasste sich in fast allen seinen Werken mit der Thematik der Vergänglichkeit.

Unterbrochen wurden Waltraud Falardeaus Rezitationen von Klängen aus Cembalo und Querflöte. Dabei erstaunt im ersten Programmteil vor allem die Modernität der Stücke. Hans-Jürgen Hufeisen, Greta Gebhardt und Eugene Bozza haben alle in diesem Jahrhundert gewirkt. Erst später kommen mit Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel Komponisten aus dem Barock hinzu, die sich aber ebenso gut in die Thematik einfügten.

Sabine Bartl und Gabriele Hermann intonierten die Stücke wunderbar warm und dem lyrischen Ambiente angepasst. Man erkannte die Begeisterung, mit der beide Musikerinnen ihre Instrumente spielten.

Der zweite Teil des Programms war ruhiger und besinnlicher ausgestaltet, Es fand sich weniger Sprachwitz und mehr Gefühl in den vorgetragenen Gedichten. Getragen vom barocken Klangteppich der musikalischen Zwischeneinlagen wurde das Ambiente besinnlicher. Den ersten Gedichtblock dominierte hier die Dunkelheit der Nacht. Joseph von Eichendorff, Eduard Mörike und der zeitgenössische Dichter Werner Bergengruen hatten sich dazu Gedanken gemacht, die von Waltraud Falardeau gekonnt vorgetragen wurden. Passend änderte sie Mimik und Haltung und passte ihre Stimme an die Stimmung der Texte an. Die Literatur- und Erziehungswissenschaftlerin war in ihrem Element, wenn sie in sehnsüchtigem Tonfall dem Publikum Goethes "Gesang der Geister über dem Wasser" oder Manfred Hausmanns "Weg in die Dämmerung" näherbrachte.

Abgerundet wurde das Programm mit Nikolaus Lenaus "Die drei Zigeuner" und einem weiteren Gedicht Hermann Hesses: "Sonne, leuchte mir ins Herz hinein". Ganz am Ende stand ein irischer Reisesegen. Passend dazu schloss auch die musikalische Abteilung das Konzert mit zwei irischen Folksongs.